Planungsdokumente: Bebauungsplan Nr. 11.M.200 "Am Rathaus / Am Schilde"

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Inhaltsverzeichnis

Begründung

2.5.1. Städtebauliche Ausgangssituation und Umgebung

Die Flächen des Bebauungsplangebietes bilden den westlichen Rand des Stadtteils Östliche Altstadt und die Schnittstelle zum Stadtzentrum.

Die an das historische Rathaus heute angrenzenden Freiflächen waren ursprünglich bebaut und nur teilweise ab den 1950er-Jahren mit 3-4-geschossigen Wohnblöcken ergänzt worden.

Die Wohnblock-Struktur ist ein städtebaulich prägnanter Teil der Östlichen Altstadt.

Im Süden grenzen der Anbau des historischen Rathauses und das denkmalgeschützte Haus An der Hege 11 an den Geltungsbereich an.

Im unmittelbaren Umfeld nördlich des Plangebietes beginnt die Lange Straße mit den sehr hohen 5-geschossigen Zeilenbauten und einem 11-geschossigen Hochhaus. Das Hochhaus ist ein Sonderbau, der für den Bereich nicht prägend ist.

Prägend sind die sehr hohen 5-geschossigen Zeilenbauten der Langen Straße (Einzeldenkmal), die Bürgerhäuser der Bebauung am Neuen Markt sowie die o. g. Wohnblöcke der 1950er-Jahre.

Das Bebauungsplangebiet weist ein starkes Gefälle zwischen der Platzebene des Neuen Marktes und den Erschließungsstraßen auf. Zwischen Neuem Markt und Vogelsang fällt das Gelände etwa 4,00 m und zwischen Neuem Markt und Kleiner Wasserstraße etwa 7,00 m ab.

Die Petrikirche mit dem Alten Markt und die Nikolaikirche erheben sich in der Östlichen Altstadt, die auf einem Hügel errichtet wurde. Die Grubenstraße bildet ein Tal zwischen den beiden Hügeln des Alten und Neuen Marktes. Aufgrund der topografischen Situation besteht eine Sichtbeziehung von der Marienkirche und dem Planungsgebiet zur Petrikirche.

Eine geschlossene Blockbebauung mit kleinen Parzellen prägt die zentrale Innenstadt, die südwestlich an den Geltungsbereich anschließt. Im Gegensatz zu der dichten Bebauung im Westen weist die Östliche Altstadt eine offene Blockrandbebauung mit meist begrünten großen Innenhöfen auf. Die Lange Straße und die Steinstraße sind durch eine Zeilenbebauung der 1950er-Jahre geprägt. Die Lange Straße wird durch den Hochpunkt eines Wohnhochhauses abgeschlossen.

Der Neue Markt im Zentrum der historischen Altstadt der Hanse- und Universitätsstadt Rostock ist Teil einer Hierarchie von Platzräumen, die sich aus einer Abfolge von größeren und kleineren Plätzen und Straßenerweiterungen entwickelt hat.

Die den Neuen Markt westlich, südlich und östlich begrenzenden Platzkanten sind durch giebelständige Dächer geprägt. Die Alte Post im Süden des Neuen Marktes und die Zeilenbebauung der Langen Straße weisen Arkaden und der Zentralbau des Rathauses weist Lauben auf. Die nördliche Platzkante ist unbebaut und es schließen sich begrünte Brachflächen an, womit eine aus denkmalpflegerischer und stadtplanerischer Sicht räumliche Begrenzung des Neuen Marktes nach Norden hin fehlt.

Für die historische Stadtsilhouette und das Stadtbild Rostocks sind die Giebeldächer und das Kirchenschiff der Marienkirche von großer Bedeutung.

Der Rücksprung der östlichen Platzkante zu beiden Seiten des zentralen Rathausgebäudes wird durch eine Baumreihe ausgeglichen. Eine weitere Baumreihe befindet sich entlang der Kleinen Wasserstraße. Der Chor der Marienkirche ist ebenfalls mit Bäumen eingefasst.

Über die begrünten Brachflächen im nördlichen Teil des Planungsgebiets hinweg sind weitläufige Sichtbeziehungen gegeben:

  • über die Fischbank zur Petrikirche,
  • vom Neuen Markt zur Marienkirche sowie
  • von der Krämerstraße zur Marienkirche und Richtung Stadthafen.

Wichtige Wegebeziehungen bestehen zwischen Kröpeliner Straße und Fischbank über den Neuen Markt hinweg sowie zwischen Neuem Markt und der Kreuzung Krämerstraße/Große Mönchenstraße. Beides sind fußläufige Verbindungen, welche die Grünfläche als schmale Wege durchqueren und stark frequentiert werden.

2.5.2. Nutzung und Bebauung

Der gegenwärtige bauliche Bestand im räumlichen Geltungsbereich weist einen Wohnblock und eine öffentliche Toilettenanlage auf. Angrenzend befinden sich öffentliche Grünflächen oder mit Bäumen bewachsene Restbereiche und Brachflächen, die als Parkplatzflächen genutzt werden.

Der vorhandene Wohnblock Kleine Wasserstraße 10 - 11 wird von einem wohnungsnahen Freiraum, der mit Rasen und Bäumen ausgestattet ist, umschlossen. Der Wohnblock soll bei einer neuen Bebauung des Quartiers abgerissen werden.

Entlang der Kleinen Wasserstraße ist auf der Westseite Straßenbegleitgrün mit einer Baumreihe vorhanden (siehe Grünordnerischer Fachbeitrag).

Im südlichen Bereich des Bebauungsplangebietes liegt der Treppenturm des Rathauses, welcher bei einer zukünftigen Bebauung integriert oder sinnvoll ersetzt werden muss.

Des Weiteren ist eine öffentliche Toilettenanlage im Bereich des Rathausparkplatzes An der Hege vorhanden, welche bei einer neuen Bebauung abgerissen und durch eine neue Anlage im Umfeld des Neuen Marktes ersetzt werden muss.

Im Geltungsbereich befinden sich 2 Parkplätze: 1 Parkplatz direkt hinter dem Rathausanbau ist als öffentlicher Parkplatz ausgewiesen, der Parkplatz an der Kleinen Wasserstraße ist hingegen privat und den Mitarbeitern der Verwaltung vorbehalten.

An der nördlichen Grenze des Bebauungsplangebietes verläuft die Straße „Vogelsang“, welche als Sammelstraße genutzt wird. Die „Kleine Wasserstraße“ im östlichen Bereich dient hingegen als Anliegerstraße und ist nur als Einbahnstraße in südlicher Richtung befahrbar. An der westlichen Grenze verläuft außerdem die Gleisanlage der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG).

Die nähere Umgebung des Bebauungsplangebiets ist durch eine Mischnutzung aus Gewerbe, Dienstleistungen, Wohnen und öffentlichen Nutzungen geprägt. Die Bebauung an der Westseite des Neuen Markts besteht vorrangig aus Geschäftshäusern, in denen im 1. Vollgeschoss Einzelhandel und Gastronomie angesiedelt sind. Die Gebäude an der Langen Straße sind vorrangig Wohngebäude mit Einzelhandel und gewerblichen Flächen im 1. Vollgeschoss und zum Teil reine Geschäftshäuser. Die Gebäude der angrenzenden Altstadt sind Wohnhäuser, im Bereich Große Scharrenstraße mit gewerblichen Nutzungen im 1. Vollgeschoss. Sondernutzungen sind die Marienkirche, das Rathaus, sowie das alte Postamt mit Postfiliale, einer großen privaten Weiterbildungseinrichtung, Einzelhandel und Verwaltung.

2.5.3. Soziale Infrastruktur

Die Stadtmitte ist mit 4,42 % Anteil an Personen in Bedarfsgemeinschaften mit SGB II-Grundsicherungsleistungen (2017, Stadtbereichskatalog) ein Stadtteil mit einer hohen sozialen Segregation (Gesamtgebiet 2017: 14,96 %). Die Stadtmitte ist als Stadtbereich sehr attraktiv für hochwertigen Wohnungsbau und hat dementsprechend einen sehr geringen Anteil an Personen in Bedarfsgemeinschaften mit SGB II-Grundsicherungsleistungen. Der Anteil ist dabei von 2013 bis 2017 um 2,03 % gesunken. Durch in letzter Zeit entstandene hochpreisige Quartiere in der Stadtmitte wie der Holzhalbinsel haben sich die Segregationstendenzen verschärft.

In der Innenstadt, d. h. im östlichen Umfeld des Planungsgebietes, gibt es einen großen Anteil an kleineren Wohnungen, wodurch die Chance einer guten sozialen Mischung gegeben ist. Ein besonderer Schwerpunkt der Wohnbebauung ist das nördlich an der Langen Straße gelegene Hochhaus mit altersgerechtem Wohnen einschließlich einer Betreuungseinrichtung. Die angebotenen Wohnungen sind durchweg konstant vermietet. Auch die Institutionen, wie das Rathaus und der Sitz der Wohnungsgenossenschaft Warnow, sind dauerhaft angelegt.

Das Freiflächenangebot für Familien mit Kindern ist durch die sehr enge Bebauung der Quartiere vor allem in der Nördlichen Altstadt begrenzt. Als einer der kinderreichsten Stadtbereiche Rostocks ist in Stadtmitte ein Mangel an sozialen Einrichtungen für Kinder zu erkennen. Es gibt 12 Kindertageseinrichtungen, davon 3 integrative Kindertageseinrichtungen und 3 Horteinrichtungen. Weiterhin sind 26 Tagespflegepersonen in diesem Stadtteil tätig. Insgesamt werden somit in Stadtmitte 1.647 Plätze in Kindertageseinrichtungen und 120 Plätze bei Tagespflegepersonen angeboten. Da diese Plätze auch von Familien anderer Stadtteile genutzt werden, wenn die Eltern im Stadtzentrum arbeiten, ist ein permanenter Bedarf an Betreuungsplätzen zu verzeichnen.

Durch die Einrichtungen der Verwaltung ist das Gebiet Ziel vieler Rostocker zur Erledigung wichtiger Verwaltungsvorgänge. Auf Grund der hervorragenden Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Neue Markt gleichfalls ein Schwerpunkt des Einzelhandels (Ausgangspunkt in die Kröpeliner Straße) und der Gastronomie.

Insgesamt hat das Gebiet eine klare und deutlich strukturierte Lage im Stadtzentrum mit guter Nachfrage nach Wohnungen, kurzen Wegen, guter Erschließung und einem ausreichenden Angebot an Parkplätzen durch gut gelegene öffentliche Parkhäuser.

Eine Übersicht zu den wichtigsten verschiedenen sozialen Einrichtungen ist dem Anhang 8.1 zu entnehmen.